Inkontinenz nach der Geburt

Wie es zu der Blasenschwäche kommt und wie Beckenbodentraining hilft

 

Blasenschwäche nach der Geburt ist keine Seltenheit. Bei vielen Frauen können Blase und Harnwege ihrer Funktion nach Schwangerschaft und Entbindung nicht mehr ausreichend nachkommen. Die Folge ist ungewollter Harnabgang – insbesondere bei körperlicher Belastung. Die guten Neuigkeiten: Inkontinenz nach der Geburt tritt in der Regel nur temporär auf und lässt sich gut behandeln. Wir haben für Dich vier hilfreiche Tipps zusammengestellt, und Physiotherapeutin Kathrin Dötschel zeigt Dir geeignete Übungen zur Rückbildung.

 

  • Katharina
  • 5 min

Wie wirken Schwangerschaft und Geburt auf den Beckenboden?

Während Deiner Schwangerschaft hat Dein Beckenboden Großes geleistet. Vermutlich hast Du es gar nicht bewusst wahrgenommen, doch die Beckenbodenmuskulatur hat Dein Baby neun Monate lang getragen. Je größer und schwerer Dein Kind wurde, desto stärker wurden die Muskulatur und das Bindegewebe im Beckenboden gedehnt.

Zusätzlich hat das Schwangerschaftshormon Progesteron dafür gesorgt, dass sich Deine Muskeln entspannen – auch die Beckenbodenmuskulatur. Das führt gerade zu Beginn der Schwangerschaft bei vielen Frauen zu starkem Harndrang. Im dritten Trimester nimmt der Druck auf die Blase und den Beckenboden dann noch weiter zu. Vielleicht hast Du zu diesem Zeitpunkt schon eine Belastungsinkontinenz und verlierst unfreiwillig Urin, wenn Du hustest, niest, lachst oder hüpfst.

Über die gesamte Schwangerschaft hinweg wurde Dein Gewebe gelockert, damit Dein Baby genug Platz zum Wachsen hatte. Kein Wunder, dass der Beckenboden nach der Schwangerschaft und der Geburt nun nicht mehr so fest ist wie zuvor. Durch die strapazierte Muskulatur und das geschwächte Bindegewebe kann es vor allem nach einer vaginalen Geburt zu postpartaler Harninkontinenz kommen. Dabei kann die Harnröhre nicht mehr ausreichend geschlossen werden, sodass Du womöglich ungewollt Urin verlierst. Die Menge des ausgeschiedenen Harns variiert von Frau zu Frau. Einige Frauen verlieren nur tröpfchenweise Urin, während bei anderen Frauen beinahe schwallartig Urin abgeht.

Diese Risikofaktoren machen eine Inkontinenz nach der Geburt wahrscheinlicher:

  • Hoher BMI der Schwangeren und überdurchschnittliche Gewichtszunahme

  • Gestationsdiabetes

  • Blasenschwäche schon vor der Schwangerschaft

  • Lange Austreibungsphasen und überlange Presswehen

  • Hohes Körpergewicht des Neugeborenen

  • Schwangerschaft im Alter von 35 oder älter

4 Tipps für den Umgang mit postpartaler Blasenschwäche

Urinverlust nach der Geburt trifft viele Frauen, nur 70 Prozent aller Betroffenen sprechen die Beschwerden jedoch bei ihrer Ärztin/ihrem Arzt an. Dabei können die Symptome mit der richtigen Behandlung gezielt gelindert werden und die Therapie verspricht in den meisten Fällen Erfolg. Aber was kannst Du bei Inkontinenz nach der Geburt konkret tun? Hier kommen ein paar Tipps.

Vielleicht fühlst Du Dich aufgrund der Blasenschwäche allein – fast so, als wärst Du die einzige Frau, die nach der Geburt ihres Kindes mit ungewolltem Urinverlust zu kämpfen hat. Sei Dir aber gewiss: Das bist Du nicht. Wenn Du dann noch den Mut aufbringen kannst, Dich Fachleuten anzuvertrauen, kann die Blasenschwäche in den meisten Fällen gut behandelt werden. Pflegst Du ein vertrauensvolles Verhältnis zu Deiner Hebamme, dann kannst Du ihr von Deinen Beschwerden erzählen. Aber auch die Gynäkologie oder Urologie sind passende Anlaufstellen bei Inkontinenz nach der Geburt.

In einem Anamnesegespräch wird über die Inkontinenz nach der Schwangerschaft und Geburt gesprochen. Neben den Symptomen Deiner Blasenschwäche solltest Du auch über Vorerkrankungen sowie den Schwangerschafts- und Geburtsverlauf sprechen. Danach folgt eine Untersuchung, die unter anderem folgende Schritte umfassen kann:

  • Harnuntersuchung

  • Restharnbestimmung

  • Abtasten des Beckenbodens und der im Becken liegenden Organe zur Feststellung einer Organsenkung

  • Hustentest und Einlagenwiegetest nach Belastungssituationen

Je früher Du Dich mit Deinen Beschwerden an eine Ärztin/einen Arzt wendest, desto schneller kann Deine Therapie starten. Du kannst grob damit rechnen, dass eine Behandlung notwendig ist, wenn Du circa 8 Wochen nach der Geburt – also nach Ende des Wochenflusses – noch immer ungewollt Urin verlierst.

Um die Beschwerden, die mit der Blasenschwäche einhergehen, zu lindern, kannst Du Deinen Alltag mit ein paar Anpassungen angenehmer gestalten. Schaffe Dir, wann immer es Dein Alltag zulässt, Ruhepausen. Außerdem solltest Du darauf verzichten, schwere Gegenstände zu heben, wenn Du nach der Geburt inkontinent bist. Diese körperliche Anstrengung kann vor allem bei einer Belastungsinkontinenz zu Harnabgang führen.

„Falls Du um das Heben schwerer Gegenstände nicht herumkommst, aktiviere zuvor durch Anziehen Deinen Beckenboden. Das kannst Du beispielsweise auch machen, wenn Du Dein Baby vom Boden hochheben möchtest.“ – Physiotherapeutin Kathrin Dötschel

Einen großen Einfluss auf Deine Blasengesundheit haben auch Dein Gewicht, Dein Trinkverhalten und Deine Ernährung. Ein paar überschüssige Pfunde nach der Geburt sind vollkommen normal. Immerhin hat Dein Körper gerade Großes geleistet und ein neues Lebewesen ist in ihm herangewachsen. Bei starkem Übergewicht lohnt es sich jedoch abzunehmen, denn durch das Mehrgewicht wird Dein Beckenboden zusätzlich belastet. Das wiederum beeinträchtigt die Blasenfunktion. Damit Du Veränderungen in Bezug auf die postpartale Inkontinenz feststellen kannst, solltest Du ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser oder entkoffeiniertem Tee zu Dir nehmen, denn durch zu wenig Trinken verändert sich die Urinkonzentration. Das ist gegenüber der Inkontinenz eher kontraproduktiv.

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Die Beckenbodenrückbildung ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie bei Blasenschwäche nach der Geburt. Da das Gewebe im Beckenboden von der Schwangerschaft und Geburt noch geschwächt ist, solltest Du allerdings nicht zu früh mit den Beckenbodenübungen beginnen. Der richtige Zeitpunkt für den Start sollte von Deiner Hebamme oder Deiner Gynäkologin/Deinem Gynäkologen festgelegt werden. Wichtig ist auch, dass Du Dir für die Rückbildung des Beckenbodens Unterstützung durch eine Physiotherapeutin/einen Physiotherapeuten holst. In speziellen Rückbildungskursen wirst Du optimal angeleitet.

 

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Inkontinenz nach der Geburt: Diese Übungen eignen sich

Unsere Beckenbodenexpertin Kathrin Dötschel betreut zahlreiche Frauen, die nach der Geburt mit Blasenschwäche zu kämpfen haben. In diesem Artikel zeigt sie Dir passende Übungen zur Rückbildung Deines Beckenbodens.

Beckenaufrichtung und Beckenkippung zur Wahrnehmung des Beckenbodens

„Unmittelbar nach der Geburt ist es zunächst notwendig, sich mit seinem Körper und vor allem seinem Beckenboden vertraut zu machen. Bei dieser Übung lernst Du, Deinen Beckenboden richtig zu aktivieren.

Lege Dich hierzu auf den Rücken – Du kannst die Übung in jeder Ausgangsposition ausführen – und stelle Deine Beine an. Nun stellst Du Dir Dein knöchernes Becken vor und nimmst Deine Hände an Deinen Beckenkamm. Dann versuchst Du locker, Dein Becken aufzurichten, indem Du Dein Schambein in Richtung Bauchnabel bewegst, und Dein Becken zu kippen, indem Du ein leichtes Hohlkreuz machst. Wenn Du die Bewegung im Becken gut ausführen kannst, koppelst du die Beckenbewegung mit Deiner Atmung und Beckenbodenaktivität.“

 

 

Illustration einer Beckenkippung als Übung bei Inkontinenz nach der Geburt

„Atme ein, löse Deinen Beckenboden und forme ein leichtes Hohlkreuz. Atme aus, ziehe Dein Schambein in Richtung des Bauchnabels und aktiviere sanft Deinen Beckenboden, indem Du Deine Körperöffnungen von hinten nach vorne (Anus, Scheide, Harnröhrenöffnung) verschließt und Deinen Beckenboden Richtung Bauchnabel-Innenseite aktivierst. Diese Übung führst Du etwa 15- bis 20-mal aus bei einem Atemrhythmus mit einer Muskelkraft von rund 30 bis 40 Prozent.“

Bridging in Rückenlage

„Bleibe in Rückenlage und hebe Dein Becken mit der Ausatmung vom Boden ab. Dabei streckst Du Dich in Deinen Hüftgelenken maximal und achtest darauf, dass sich Deine vorderen Beckenknochen gleichzeitig nach oben bewegen und keine Beckenseite abkippt. Einatmend senkst Du Dein Becken wieder ab. Kurz bevor Dein Gesäß den Boden berührt, kommst Du damit ausatmend wieder nach oben. Als Steigerung aktivierst Du beim Hochkommen über die Ausatmung Deinen Beckenboden, indem Du Deine Körperöffnungen von hinten nach vorne verschließt und anhebst.“

 

Illustration des Bridgings als Übung bei Inkontinenz nach der Geburt

Übung im Stand mit verbaler Begleitung

„Stelle Dich in einem schmalen Stand circa hüftbreit hin und nimm die Hände auf Deinen Unterbauch. Schließe hierbei gerne Deine Augen. Stelle Dir Deinen Beckenboden vor und fühle in ihn hinein. Jetzt darfst Du schnell hintereinander laut ‚p‘, ‚k‘, ‚t‘ oder ‚hep‘, ‚hop‘ sagen. Ohne, dass Du Deinen Beckenboden bewusst anregst, wird er mit seinen schnell zuckenden Fasern über die Sprache aktiviert. Wenn Du die Übung lieber ohne verbale Begleitung machen möchtest, dann drückst Du Dich über Deine Zehen schnell in den Zehenstand und kommst wieder auf die Fersen. Führe die Übung explosiv aus und nach mehrmaligem Wiederholen kannst Du Deinen Beckenboden beim Hochkommen auf die Zehenspitzen bewusst aktivieren.“

 

Illustration einer Beckenbodenübung im Stand

Übung im Vierfüßlerstand

„Nimm einen aktiven Vierfüßlerstand ein. Das Becken ist dabei aufgerichtet, die Schulter zeigen vom Nacken weg, die Handgelenke befinden sich unter Deinen Schultergelenken und Deine Knie stehen unter den Hüftgelenken. Mit der Ausatmung aktivierst Du sanft Deinen Beckenboden, indem Du Deine Körperöffnungen schließt und hebst, und drückst Deine rechte Hand und Dein linkes Knie sanft in den Boden.Mit der Einatmung löst Du die Anspannung langsam, mit der nächsten Ausatmung wechselst Du die Seite.“

 

Illustration eines Vierfüßlerstands als Übung bei Inkontinenz nach der Geburt

„Ein paar Atemzüge lang solltest Du die Aktivität und den Druck, den Knie und Hände ausüben, halten. Dabei bleibt Dein Beckenboden stets aktiv. Diese Übung eignet sich auch für all diejenigen, die unter einer Rektusdiastase leiden. Solltest Du die Beckenboden- und Bauchspannung nicht halten können und Dein Bauch wölbt sich nach außen, solltest Du mit der Ausführung der Übung noch einige Tage oder Wochen warten.“

Graszupfen im Hürdensitz

„Im Hürdensitz richtest Du Dich im Rumpf auf. Nimm die Arme auf Höhe des Brustbeins verschränkt vor Deinen Körper. Aktiviere nun – so kraftvoll und schnell Du kannst – für 10 bis 20 Sekunden Deinen Beckenboden, als ob du mit Deiner Scheide unter Dir Gras zupfen würdest. Im Anschluss wechselst Du die Seite und stellst Deine Beine genau andersherum auf. Dann wiederholst Du die Übung.“

 

Illustration der Beckenbodenübung "Graszupfen im Hürdensitz"

Für die Ausführung all dieser Übungen hat Physiotherapeutin Kathrin Dötschel noch einen hilfreichen Tipp für Dich, der Dir bei der Beckenbodenrückbildung von Nutzen sein wird:

„Egal, in welcher Ausgangsposition Du Dich befindest: Spüre immer mal wieder in Deinen Beckenboden hinein und aktiviere ihn sanft. Zur Wahrnehmung empfehle ich Dir hohe Wiederholungszahlen und geringe Muskelaktivität, sodass Dein Bauchmuskel nicht aktiviert wird. Zur Kräftigung Deines Beckenbodens werden 8 bis 12 Wiederholungen empfohlen. Hierbei wird mehr Kraft angewendet, nämlich rund 60 bis 80 Prozent. Die schnell zuckenden Fasern Deines Beckenbodens trainierst Du, wenn Du Deinen Beckenboden in kurzer Zeit so kraftvoll und schnell wie möglich aktivierst.“

Wir wünschen Dir viel Freude und Erfolg bei der Ausführung der Rückbildungsübungen und freuen uns, wenn wir Dich mit diesem Artikel über die Ursachen und Therapieoptionen bei Inkontinenz nach der Geburt aufklären konnten.

Häufig gestellte Fragen

Am wichtigsten bei Inkontinenz nach der Geburt ist die Stärkung der Beckenbodenmuskulatur. Dafür eignen sich gezielte Beckenbodenübungen zur Rückbildung. Statt auf eigene Faust mit der Rückbildung zu beginnen, solltest Du an einem Rückbildungskurs teilnehmen, der von einer Physiotherapeutin/einem Physiotherapeuten geleitet wird.

Wie lange Inkontinenz nach der Geburt anhält, lässt sich nicht pauschalisieren. Während einige Frauen nach der Entbindung gar nicht mit Blasenschwäche zu kämpfen haben, leiden andere wenige Tage, Wochen oder sogar Monate. In Einzelfällen kann die Inkontinenz nicht gut behandelt werden, sodass die Blasenschwäche nicht vollständig geheilt, sondern nur gelindert werden kann.